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29. APRIL - TAG DER ARBEITSLOSIGKEIT - KRÄFTE BÜNDELN

Die sozialen Unternehmen in Vorarlberg wollen gemeinsam der Langzeitarbeitslosigkeit entgegenwirken.

Auch, wenn die Zahl der Arbeitslosen österreichweit wieder leicht sinkt: Zum Tag der Arbeitslosigkeit am 30. April 2021 gibt es so viele langzeitbeschäftigungslose Menschen wie noch nie zuvor. Mittlerweile ist fast ein Viertel der Arbeitslosen in Vorarlberg langzeitbeschäftigungslos - trotz leicht rückläufiger Arbeitslosenzahlen. Das wir laut arbeit plus, dem Verband der Sozialen Unternehmen in Vorarlberg, auch noch länger so bleiben. "Viel von Kündigungen und Konkursen Betroffene haben es aufgrund ihres Alters, ihrer Qualifikation oder einer gesundheitlichen Beeinträchtigung jetzt noch schwerer, eine Anstellung zu finden - selbst wenn die Wirtschaft sich bereits teilweise erholt", stellt Benedicte Hämmerle, Geschäftsführerin des Verbandes, fest.

Anpacken und umdenken



3.428 der beim AMS Vorarlberg als arbeitslos Vorgemerkten gelten als langzeitbeschäftigungslos - das bedeutet, dass sie bereits seit mehr als einem Jahr dort gemeldet sind. Zwei Drittel von ihnen sind über 45 Jahre alt. Die höchste Zuwachsrate gibt es unter den 25- und 44-Jährigen - das ist neu. Neue Branchen und Biografien sind betroffen. Der Verband sieht jedoch durchaus zwei wirksame Hebel gegen Langzeitarbeitslosigkeit. "Wenn zum einen das Land das Thema Beschäftigung zur Chefsache erklärt und keine oder keinen zurücklässt, können wir auch hier zur Modellregion werden", so Hämmerle. "Zum anderen, wenn Unternehmen professionell dabei unterstützt werden, Arbeitsmöglichkeiten für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit eingeschränkter Arbeitsfähigkeit zu schaffen, dann können wir alle, die ganze Gesellschaft, nur gewinnen." Derzeit sind rund 1.000 Personen pro Jahr temporär in Beschäftigungsprojekten und Qualifizierungsmaßnahmen. arbeit plus könne, bei entsprechender Unterstützung durch die Fördergeber, diese Angebote für viele weitere Personen ausbauen, erklärt sie.

Kein Randgruppenthema



Langzeitarbeitslosigkeit ist kein Phänomen, das nur Menschen am Rande der Gesellschaft betrifft. Jeder kenne inzwischen mindestens jemanden, der davon betroffen sei - und wir alle hätten eine soziale Verantwortung gegenüber unseren Mitmenschen, so der Verband. "Bei Personen, die sich auf die offenen Stellen bewerben, können wir davon ausgehen, dass sie motiviert und leistungsbereit sind", meint AMS-Geschäftsführer Bernhard Bereuter. Es seien Arbeitskräfte, die wirklich arbeiten wollen und auch können. Unabhängig von der Dauer der Arbeitslosigkeit brauchen diese Menschen wieder Perspektiven. Erstens eine Einladung zum Bewerbungsgespräch und zweitens ein Jobangebot. Um die Menschen wieder in die Arbeitswelt zu integrieren, benötige es ein Umdenken. "Wer die Betroffenen einfach nur als faul oder unwillig abtut, betrachtet das Problem nicht differenziert genug", so Bereuter. Die Frage lautet vielmehr, was man tun könne, um ihrer Arbeitskraft wieder nutzbar zu machen.

"Es ist ein Teufelskreis"



Unternehmen, die langzeitbeschäftigungslosen Personen eine Chance bieten, erhalten vom AMS für die Einarbeitungszeit einen Lohnkostenzuschuss. Das AMS übernimmt für die ersten drei Monate 100 Prozent der Lohnkosten. "Je länger eine Personen ohne Erfolg auf Stellensuche ist, desto schwieriger gestaltet sich die Rückkehr in die Arbeitswelt", ist sich Bereuter sicher. Zu verhindern, dass sich die Arbeitslosigkeit verfestige, sei eine der größten Herausforderungen der kommenden Jahre. "Es ist ein Teufelskreis: Arbeitslosigkeit, vor allem wenn sie länger dauert, wirkt sich oft auf die Psyche des Menschen aus. Die Zuflucht oder das Abrutschen in eine Suchterkrankung geht damit, neben anderen gesundheitlichen Problemen, oft einher", meint Philipp Kloimstein, Primar der Stiftung Maria Ebene. Betroffene würden zudem im Alltag häufig Stigmatisierung erfahren und sich der Gesellschaft nicht mehr zugehörig fühlen. Nicht nur der Betroffene selbst, sondern auch sein Umfeld leiden unverschuldet mit und erfahren gesellschaftliche Polarisierung.


Mehr Budgetsicherheit



Auch Menschen ab 45 müsse es beispielsweise möglich sein, einen Lehrabschluss in einem Bereich zu machen, in dem Nachfrage bestehe. Qualifizierungsmöglichkeiten und Beschäftigungsprojekt sollen daher ausgeweitet werden. Es brauche etwa Arbeitsprojekte und Planungssicherheit in Form längerfristiger Budgetzusagen. "Auch die bei uns Beschäftigten können durch ihre Arbeit wertvolle Beiträge zu den Zukunftsthemen Ökologisierung bzw. Klimaschutz sowie Digitalisierung leisten", meint Harald Panzerböck, Leiter der Kaplan Bonetti Arbeitsprojekte. Damit Derartiges nicht mehr passiert, fordert der Verband mehr Budgetsicherheit und richtet den Appell direkt an die Bundesregierung in Wien.







(Quelle: VOL, 29. April 2021)

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